1h - Eine Stunde beschreibt den zeitlich ausgerichteten Blick von Hans-Christian Schink auf die Sonne und dessen bildliche Übertragung durch das Medium der Fotografie. Es handelt sich dabei um Überbelichtungen, sogenannte Solarisationen, die nur durch das analoge Verfahren möglich sind.
Die Titel der einzelnen Bilder geben Aufschluss über die Entstehung der Werke: Datum, Zeit sowie Längen- und Breitengrad.
Die Sonne wird selten als physisches Element betrachtet. Als Gestirn bleibt sie vom Bewusstsein größtenteils unbeachtet. Die optische Wahrnehmung des Menschen erfasst Helligkeitsgrade und orientiert sich an Kontrasten.
Hans-Christian Schink vereint all dies in seinen fotografischen Überlegungen. Seine Darstellungen zeigen eine fiktive, widersprüchliche Situation: Die abgebildete Landschaft wirkt statisch, der Himmelskörper vermittelt Bewegung. Die Verfremdung physikalischer Phänomene nimmt surreale Züge an, da eingebettet in eine menschenleere Kulisse.
Die Arbeit besticht weiter durch Paradoxien: Als zeitgenössisches Dokument führt sie den Betrachter zurück zum analogen Prinzip der Fotografie. Die Reduzierung auf einen Hell-Dunkel-Kontrast erinnert an die Vergangenheit und die Anfänge der Fotografie. Zeitgleich lassen sich assoziativ Verbindungen zur filmischen Kulturgeschichte erkennen. Die Sonne ist von ihrer ursprünglichen Form losgelöst und wird als stangenartiges Gebilde zum fliegenden Objekt. Als schwebender Leuchtstab, ähnlich einer Leuchtstoffröhre, hängt sie bedrohlich über der Landschaft und öffnet damit ein Fenster zum Genre der Science-Fiction.
Text: A. Meyer / Clervaux - cité de l'image
Ausstellungsansicht
Abbildungen © CDI 2020