Der finnische Fotograf Santeri Tuori richtet seinen Blick auf die Landschaften der Insel Kökar, einem Teil des Åland-Archipels. Sein Werk ist bekannt durch das Interesse an den Eigenschaften der Natur und ihrem Wandel.
Seine Bilderreihe „Forest" basiert auf der jahrelangen Beobachtung (seit 2006) gleicher Motive und Plätze und deren wiederholter Darstellung. Die Überlagerung und das Übereinanderlegen von einzelnen Negativen führt hierbei zu neuen Bildern. Sie veranschaulichen natürliche Metamorphosen und machen den Wandel spürbar. Das Ineinandergreifen der Äste der Bäume, das Drunter und Drüber der Zweige, die Verästelung von Linien und das Wirrwarr von Krümmungen und Windungen verdichtet sich durch das Spiel von Licht und Schatten. Dieses bildhafte Gewebe ähnelt einem organischen Geflecht aus Nervenbahnen, einem Netz aus feinen Adern und pulsierenden Venen. Diese Bilder sind lebendig. Ihr malerischer Charakter wächst über die visuellen Eigenschaften der Fotografie hinaus. Die Macht des „entscheidenden Moments" wird außer Kraft gesetzt. Der Augenblick ist nur Teil eines Ganzen, in Summe entsteht ein neues Gesamtkunstwerk mit ungewöhnlicher Tiefe.
Die Bemühung, das künstlerische Schaffen als einen Prozess zu definieren und den Faktor Zeit bewusst in den Vordergrund zu heben, zeigt sich auch in seiner Arbeit „Sky". Betrachtet man den Himmel als Projektionsfläche für eine unendliche Vielfalt an Wolkenformationen, so erklärt sich ihre Bewegung und Veränderung nur durch das Phänomen der Zeit. Santeri Tuoris Fotografien wirken wie Bilder aus einer Parallelwelt, einem Universum, das dem Gesetz der Zeit unterliegt, sich jedoch außerhalb menschlicher Paradigmen bewegt und existiert. „Sky" ist eine Offenbarung für die Sinne mit großem Spielraum für Vorstellungskraft und zugleich eine fotografische Arbeit mit philosophischen Zügen.
Text: A. Meyer / Clervaux - cité de l'image
Korrektur: S. Cremer
Ausstellungsansicht
Abbildungen © CDI 2021