„Während einer „Ayahuasca-Zeremonie" vor ein paar Jahren sah ich mich einem Wesen gegenüber, dessen Form völlig instabil war; es änderte sich ständig in Umriss, Textur, Farbe und wandelte sich mit einer anmutigen und fließenden Eleganz von tierisch zu menschlich, zu pflanzlich, zu abstrakt.

Es war für mich eine Überraschung zu entdecken, dass künstliche Intelligenz Bilder erzeugen kann. Aus dem Internet verfügbare Algorithmen generieren interpretative Zusammensetzungen, welche dieser Entität „ähnelten", die ich „Imanaho" genannt und zu der ich eine gewisse Vertrautheit aufgebaut hatte.

Welche Verbindung besteht zwischen Visionen von schamanischen Zeremonien einiger Urvölker im tief entlegenen Dschungel und Hochrechnungen, die von hochtechnologischen Maschinen erzeugt werden? Die Bilder, aus kybernetischer Verschmelzung resultierend, beschwören ein wahnhaftes Universum herauf, ähnlich der natürlichen Realität, in Bezug zu der sie wie eine Erweiterung zu sein scheinen; ein heterogener, unbestimmter Bilderdschungel, fantastisch als Antidot gegen jede Tendenz zur normalen Welt, ein Antidot zu Kontrolle und Absolutismus."

Originaltext: Jean-Christian Bourcart

Jean-Christian Bourcart (geboren 1960) ist ein französischer Künstler, Fotograf, Video- und Filmemacher. Seine Arbeiten wurden weltweit ausgestellt und sind in zahlreichen namhaften Sammlungen enthalten, wie dem Museum of Modern Art in New York, dem Musée d'Art Moderne et Contemporain in Genf oder dem Chrysler  Museum of Art in Norfolk, Virginia. Neun Bücher mit seinen Arbeiten wurden veröffentlicht. Während seiner  gesamten Laufbahn unterrichtet und leitet er Workshops und Masterclasses. 2021 übergab er sein Archiv dem  Musée Nicephore Niepce in Chalon-sur-Saône in Frankreich.

www.jcbourcart.com

Ausstellungsansicht

Abbildungen © CDI 2022