Des Petits Riens
(Kleinigkeiten)
Das Nichts hat weder Form, noch Inhalt, noch Sinn. Und doch ist das Nichts etwas - ein Zustand, der jeglicher Definition entbehrt und nur ein unbestimmtes und ablehnendes, womöglich bitteres Gefühl hervorruft? Wir assoziieren mit dem Nichts etwas Befremdliches, Trostloses, Banales, Unpersönliches, ...
„Das ist doch nichts ..." - „Das macht nichts!"
Warum also sollten wir dem Nichts - diesem belanglosen, oberflächlichen und bedeutungslosen Zustand - die Ehre zuteil werden lassen, ihm eine ganze Fotoarbeit zu widmen?
Serge Gainsbourg [1] hat es so ausgedrückt:
„(...)
Rien c'est déjà (nichts ist bereits)
Rien c'est déjà beaucoup (nichts ist bereits viel)
(...)"
Viel, das bedeutet „etwas Großes": Nachdenken ohne sinnvollen Kontext, Harmonie in der Dissonanz, außergewöhnliche Authentizität vor dem Hintergrund allgemeiner Banalität.
Diese Nichtigkeiten des Alltags haben die Macht, einen Menschen aufzurichten oder zu zerstören. Es geht demnach nicht um nichts, sondern um sehr viel: unzählige gute oder schlechte Dinge, Freuden, Glücksgefühle und Tränen, Hoffnungen und Erwartungen ... Es ist, als hielten wir inne mit jedem Schmetterling, der dahinfliegt, um immer und immer wieder die unförmigen Konturen all jener Nichtigkeiten in die Luft zu zeichnen, die jeder Geschichte zugrunde liegen ...
[1] Zitat von Serge Gainsbourg, aus "Ces Petits Riens",
Album: Serge Gainsbourg Percussions
Jahr: 1964
Text: Annick Meyer
Übersetzung aus dem Französischen: Sabine Cremer
Ausstellungsansichten
© CDI 2014