Where Gods reside
Die Bergkette des Himalayas übt eine besondere Faszination auf den Menschen aus. In dieser Gegend sind die ursprünglichen und gestalterischen Naturkräfte fühlbar. Ein Ort, der nach den Kenntnissen der Tektonik durch den Zusammenprall des indischen Kontinentalblocks und der eurasischen Platte entstand. Die Verschiebung dieser enormen Erdmassen ist noch nicht abgeschlossen, die Bewegung gegen Norden wird auf ein paar cm im Jahr gerechnet. Es handelt sich demnach um lebende Berge, die den Menschen sowohl in seinen Erwartungen, als auch durch ihre Erhabenheit übertreffen.
Der Name Himalaya ist Sanskrit und verweist auf die Bedeutung von Schnee und Heimat. Die Region des sogenannten ewigen Schnees beginnt in einer Höhenlage von 5000 m und reicht über die 8000der Grenze hinaus. Wald und Bäume halten ehrfürchtig Abstand ab Mitte des Weges, der bis zum Gipfel der monumentalen Skulptur führt. Die Einheimischen machen es ihnen gleich, sie wissen um das Geheimnis der Berge: Hier wohnen die Götter.
Dem Himmel so nah, ist es unmöglich zu wissen, ob die Berge selbst die Götter sind oder ob diese in den Wolken wohnen; auch könnten sie in Gestalt von Nebel existieren. Der Mythos erzählt von fünf göttlichen Schwestern, Feen, die zu Bergen wurden - so erklären sich die höchsten Gipfel. Jede Göttin verkörpert eine Gabe und wird einer bestimmten Farbe zugeordnet, grün ist eine davon...
Der Bergnebel taucht alles in ein farbiges, gedämpftes Licht und verleiht der direkten Umgebung eine übernatürliche Stimmung. Der klare und übersichtliche Blick bis zum Horizont weitet die Vorstellung des Menschen und ermöglicht ihm, seine empirischen Kenntnisse zu stärken. In dem Augenblick jedoch, da die Wolken den Boden berühren, bildet dichter Nebel neue Grenzen und führt alle flüchtigen Gedanken zurück zu ihrem Urheber. Dunst und Nebel vermögen Zeit und Überlegungen zu entschleunigen, so wie den angrenzenden Raum von der übrigen Welt zu trennen. Die Sinne sind weniger zerstreut und wirken ausgeprägter: es bietet sich die Möglichkeit der Versöhnung von Körper und Geist...
Tine Poppe hat diesen flüchtigen und zugleich ewigen Augenblick eingefangen: Die Ausdruckskraft ihrer Fotografien übermittelt diese einzigartige Erfahrung der Berge. Wenn Himmel und Erde ineinander verschmelzen, verändert sich die Bildsprache und überwindet den fotografischen Stil, um sich einer anderen Kunstgattung zu nähern. Die Bilder nehmen malerische Züge an!
Text: Annick Meyer
Ausstellungsansichten
© CDI / Nico Patz