Auch wenn sich bei der Arbeit von Anne Müchler und Nico Schmitz ganz spontan der Übergang von "Fieldworks" zu "Color field" anbietet, so haben die Fotografien doch eher eine Verbindung zur konkreten Umwelt, als dass sie zum reinen und kontextfreien Farberlebnis tendieren.
Eine sinnvolle Spur ist die wörtliche Übersetzung des Titels, der die Aufmerksamkeit zurück zur Natur, ins offene Gelände oder aufs freie Feld führt. Die Feldforschung der beiden Fotografen bezieht sich auf den Phoenix-Park in Dortmund-Hörde. Das ehemalige Industriegebiet ist Objekt einer Renaturierung: die früher geschlossene Fläche mit ökonomischem Nutzen, ist heute zum Teil frei zugänglich und dient der „Naherholung". Ein Beispiel, wie die von Menschenhand geschaffene Kulturlandschaft sich nicht nur optisch, sondern auch funktionell neu bestimmen lässt. Einst hat die Industrie das Areal nicht als Landschaft, sondern als Territorium für Ressourcen definiert. Es gibt noch Indizien aus ursprünglichen Zeiten, doch die Industriebrache bleibt ein künstliches Konstrukt. Sie ist nicht mehr, was sie zuvor war und ist ebenso wenig, was sie später einmal werden soll.
Dieser Schwebezustand spiegelt sich in den fotografischen Studien von Anne Müchler und Nico Schmitz wider. Der Aufbau erklärt sich durch grafische Klarheit, minimalistische Farbgebung. Zusätzlich befindet sich in einigen Bildern ein Gleichgewicht von jeweils einem organischen und einem industriellen Element. Und dennoch besteht die Konfusion zwischen Sein und Schein: zwischen modernem Stillleben und abstraktem Landschaftskonzept. Der Landschaftsraum wird angedeutet durch die Farbfelder aus Papier und Pappe. Sie erinnern an Felder, Flächen und Wege, gezeichnet durch die filigranen Fäden der Linearperspektive. Das geometrische Prinzip, das den Bildern zu Grunde liegt, erscheint natürlich, unwirklich dagegen die organischen, unförmigen Motive. Sie sind die Dissonanz in der sonst stimmigen kompositorischen Einheit. Im Studio trifft die heterogene Skulptur aus Papier und realen Fundstücken auf das fotografische Medium. Der Fotografie gelingt die Versöhnung auf zweidimensionaler Fläche.
Text: Annick Meyer
Ausstellungsansichten
© CDI 2016