Menschliche Träume entstehen im Kopf und doch brauchen sie eine Projektionsfläche außerhalb der Gedankenwelt. Was wäre besser dafür geeignet als die Weite des Raumes?
Das Weltall hat die Menschen seit jeher begeistert und fasziniert. Das Verlangen den Raum zu erobern, zu beanspruchen, spiegelt eine existentielle Suche wider, die ihre Dimensionen beständig ausgedehnt hat. Rückblickend: Entdeckungsreisen reichen bis in die Frühgeschichte hinein und erzählen von Abenteuerlust und Herausforderungen, vom Scheitern, von Verlusten, ebenso wie von Erfolgen. Die Vermessung der „Welt“ scheint unendlich, die Doppelbedeutung des Wortes in diesem Sinne charakteristisch zu sein. Wo sich in der frühen Neuzeit die Erschließung der Welt auf dem Papier verzeichnet und in wundersamen, handgezeichneten Skizzen nachlesen lässt, stehen in der heutigen Zeit mathematische Gleichungen und abstrakte Konzepte. Drohnen und Satelliten liefern Daten die verwaltet sein wollen. Die zeitgenössische Erforschung des Raumes hat komplexe Formen angenommen, die weitaus abstrakter sind als die ursprünglichen Gedanken.
Vincent Fournier zeigt in seiner Arbeit „Space Projekt“ die realen Kulissen dieses Forschungsgebietes, seine technischen Hilfsmittel und den monumentalen Aufwand. Aber das Interesse des Fotografen ist weniger wissenschaftlicher Neugier gewidmet, als einer versteckten narrativen Dimension. Ausgehend von einem wirklichen Rahmen führt er sein Projekt zur Fiktion hin. Die fotografische Arbeit unterliegt keiner sachlichen, kontextbezogenen Reihenfolge, sondern einer subjektiven und erzählerischen Entwicklungsstrategie. Objektive Dokumentation wird abwechselnd gleichgestellt mit inszenierten Bildaufnahmen. Der technologische Traum wird durch die Regie von Fournier wieder erfahrbar, der reale Raum zum Resonanzkörper für menschliche Visionen und Geschichten.
Text: Annick Meyer
Ausstellungsansichten
© CDI / Christof Weber 2016