Das fotografische Werk "Außerordentliche Reisen" von Christian Tagliavini nimmt den Zuschauer mit in die Welt der Literatur. Die Bilder bestechen durch eine bestimmte Ästhetik des 19. Jh. und sind ebenfalls der filmischen Sprache sehr ähnlich. Der Titel ist sowohl eine Hommage, als auch ein Zitat: es bezieht sich auf die gleichnamige Sammlung, bestehend aus 54 Werken, des französischen Autors Jules Verne.
Die Fotografien, nach den Regeln der bildenden Kunst konzipiert, verraten eine weitere Leidenschaft ihres Urhebers, indem sie sich auf das Genre des Porträts beschränken, dieses jedoch in seinen vielfältigen Facetten präsentieren. Ausgehend von drei Romanen "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" , "Von der Erde zum Mond " und " 20.000 Meilen unter dem Meer ", erweitert der Fotograf die literarischen Erzählungen und erschafft Figuren, die in den ursprünglichen Darstellungen nicht vorkommen.
Diese imaginären Charaktere werden zu Passagieren auf den besagten Reisen und sind gestalterisch präzise gezeichnet. Das Bild funktioniert im Detail, die erfundenen Protagonisten erhalten eine Identität durch ihren Titel, durch ihre Kostüme und deren spezifischen Beigaben, vergleichbar mit den ikonografischen Attributen in der Tradition der klassischen Malerei.
Das Dekor wirkt wie eine nüchterne Szeneneinstellung und ist trotzdem nicht neutral, da es subtile Hinweise versteckt, die jedes Foto mit einem entsprechenden Roman verbinden. Die Bildelemente sind in ihrer Anzahl reduziert, aber effektiv in ihrem Ausdruck. Die imaginäre Welt von Christian Tagliavini greift die Spannung, die geheimnisvolle Atmosphäre, sowie den expliziten und präzisen Stil von Jules Verne auf.
Die fotografische Arbeit ist zwischen transmedialer Narration und literarischem Zitat angesiedelt. Die individuellen Figuren posieren vor der Kamera und verschmelzen mit ihren Rollen und der Kulisse, um schließlich eine neue Geschichte zu beginnen
Text: Annick Meyer
Ausstellungsansichten
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© CDI / Christof Weber 2016