Es ist üblich in der Kunst, sowie in anderen gesellschaftlichen Bereichen Stellung zu beziehen, zu offenbaren an was man glaubt oder an was eben nicht mehr. Diese Positionierung hat etwas Polarisierendes. Es verlangt nach Klarheit, es handelt sich um das "Entweder-Oder-Spiel". Ein Phänomen der westlichen Gesellschaft, scheinbar zu einem Selbstzweck geworden, um das eine Ziel zu verfolgen, die eine Wahrheit, mit dem Anspruch globale Ausmaßen anzunehmen, in einer globalisierten Welt. Alles ist greifbar, erklärbar, machbar. Ein Zeitalter der Entzauberung, ein Erbe des vergangen Jahrhunderts. Diese Haltung fordert jedoch ihren Tribut, sie kappt Brücken, bricht mit Traditionen, mit dem Natürlichen, dem Ursprünglichen, entwurzelt die Gegenwart...
Sascha Weidners Bilder sind in diese Epoche eingebettet und erzählen - unbeschadet der vorangegangenen Projektion - von einer anderen Welt. Sie gleichen Fenstern, die sich parallelen Universen zu öffnen vermögen. Sie schöpfen aus der Vergangenheit, deuten auf Zukünftiges, zitieren aus der Kunstgeschichte, aus Film oder Literatur, verwandeln Geschriebenes in Bilder und Bilder wiederum in Geschichten. Sie zeigen die Verknüpfung der privaten Erinnerung im öffentlichen Gedächtnis. Die Fotografien zeichnen keine Gegensätze, sondern versöhnen Gegensätzliches miteinander.
Spielerisch beschwört Sascha Weidner den Zauber eines entzauberten Zeitgeistes herauf: „Touché".
Text: Annick Meyer
Mit der freundlichen Unterstützung vom Sprengel Museum Hannover und der Stadt Hannover.
Ausstellungsansichten
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