Oger, Geister, Gespenster oder Dämonen.
Auf dem japanischen Archipel haben sich Mythen und Geschichten aus dem Volksglauben von alters her erhalten. Jede fantastische und übernatürliche Kreatur wird der Familie zugeordnet, die als "Yōkai" bezeichnet wird.
Aufgrund der geologischen Konstitution ihrer Heimat ist das japanische Volk den gestalterischen und zugleich zerstörerischen Kräften der Naturelemente stark ausgesetzt. Seine Bevölkerung folgt dem Rhythmus der Natur und hat sich somit die spezifischen Verbindungen zu den primären Kräften bewahren können. Der Glaube an mythische und irrationale Phänomene hat die Menschen seit Jahrtausenden geprägt.
Verschiedene Erlebnisse widerstreben der menschlichen Vernunft und werden durch die Emotionen und die Vorstellungskraft ausgeglichen. Dieser Glaube öffnet das Tor zu parallelen Welten, um unerklärliche Dinge zu deuten, lebensverändernde Nöte zu überwinden, oder auch übernatürlichen Schutz für die Zukunft anzustreben.
Die zum Schutz und Beistand angerufenen Wesen zeigen sich in wechselnden und maskierten Erscheinungsformen. Ihr Charakter und ihre Natur sind vielschichtig. Manche machen Angst, andere inspirieren Respekt, andere werden angefleht wegen ihrer Güte.
Die Yōkai bleiben über Riten und Traditionen im ländlichen Volksglauben lebendig. Bei Festivals, saisonalen und jährlichen Zeremonien werden sie gefeiert.
Der französische Fotograf Charles Fréger ist an ihrem Porträt interessiert. Für die Gestaltung seiner Werke setzt er die Yōkai in eine Umgebung, die seiner Vorstellung entspricht: eine Landschaft, die speziell ausgewählt wurde, um die ausdrucksstarke Körperhaltung und die choreographierten Gesten zu unterstützen.
Charles Fréger konzentriert sich auf die Eigenart seiner Motive und bekräftigt so ihr visuelles Potential.
(Text: A. Meyer, Clervaux - Cité de l'image)
Ausstellungsansicht
Abbildungen © CDI