Isabelle Graeff reist nach einem Todesfall in der Familie nach England. Das Verarbeiten von markanten Ereignissen im Leben eines Menschen fordert Zeit für Rückbesinnung und für die Frage nach dem eigenen Ich. Die Identitätssuche und der persönliche Hintergrund lässt die deutsche Fotografin intuitiv Stimmungen erkennen in einem Land, das kurz vor der Entscheidung zum Brexit steht.

Isabelle Graeff scheint mit ihren Momentaufnahmen ein Portrait des Landes zu zeichnen. So wie der Wechsel von Jahreszeiten verstärkt eine Stimmungsänderung einleitet, so beschreibt ihre bildliche Bestandsaufnahme Atmosphären, die auf einen Umbruch hindeuten. Vielleicht sind es subjektive Eindrücke, die rückblickend die fotografische Arbeit in Verbindung mit dem Brexit bringen und so titelgebend sind.

Aber sind Bilder nicht immer ein Resultat subjektiver Impressionen? Und beruht der Blick des Betrachters nicht spontan auf Interpretation?

Von der politischen Entwicklung aus betrachtet, entsteht ein ganz neues Portrait. Es zeigt eine brachliegende Kulturlandschaft, weite Landschaftsaufnahmen, schmucklose Urbanität und unterschiedliche Gesichter von Menschen. Stillstand und Veränderung, Erwartung und Erstaunen, Nähe und Distanz, Vertrautes und Fremdes lösen sich ab. Der Blick auf Fremde hat etwas Flüchtiges. Die Wechselwirkung der Motive vermittelt von Bild zu Bild ein Gefühl von Bewegung durch den Raum und vom Fortschreiten der Zeit. Die Fotografin reiht Eindrücke aneinander wie Glieder einer Kette. Ähnlich einem Puzzle ergeben die Ausschnitte eine Gesamtansicht: zwischen subjektiver Vorahnung und  sachlicher Dokumentation - es bleibt die Freiheit der Entschlüsselung.

Text: A. Meyer

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Ausstellungsansicht

Abbildungen © Blitz Photo Agency / CDI